Ein typischer Tag auf Møn

Sonntagmorgen auf Møn! Wir haben in den weichen Betten großartig geschlafen! Gestern am späten Nachmittag haben wir unser Lieblingscamp Møns Klint erreicht und wurden von unserer Kieler Freundin mit einem reich gedeckten Tisch empfangen. Svenja hatte schon alles für unser Wiedersehen vorbereitet und wir feierten bis spät in die Nacht!

Ein wenig sitzt uns noch die Anreise in den Knochen. Wir sind in eineinhalb Tagen knapp 1.000 Kilometer in den Norden gebrettert! Die Fähre Rostock-Gedser haben wir um 13:30 erwischt. Wir haben richtig Gummi gegeben, nur um keine Minute zu kurz auf Møn zu sein!

Svenja macht einen Tag Pause auf ihrer Reise nach Bornholm und wir verbringen Didis Geburtstagswoche wieder hier. Traditionen wollen gepflegt werden! Auch deswegen ist heute ein gemeinsamer Tag geplant. Eine Besonderheit und Ausnahme für uns Drei, denn eigentlich mögen wir als Urlaubsautisten keine Gruppenreisen. Doch für eine Reise ist Møn viel zu klein und außerdem ist dies auch Tradition.

Und so stehen wir in Unterwäsche mit einem Kaffeehäferl und süßem Gebäck in der Hand auf der kleinen Terrasse und gucken Richtung Zeltplatz, als Svenja schon durchs taufeuchte Gras eilt. Sie ist sicher schon stundenlang wach! Wir füllen noch ein drittes Häferl Kaffee. Nur Augenblicke später hocken wir an unserem schönen Terrassentisch. Wenn es auf Grund der großen Entfernung nur eine Handvoll Treffen im Jahr gibt, geht der Gesprächsstoff niemals aus!

Wir haben uns auf drei Ziele geeinigt: Nyord, Supermarkt, Ismejeri. Es ist 11:45, als wir gemeinsam losfahren. Svenja ist mit ihrer Kawa KLX "Greeny" unterwegs. Sie bewundert erneut unsere Transalps, mit denen wir seit ein paar Wochen von den Lofoten zurück sind. Die neuen Hondas haben unsere Erwartungen völlig übertroffen!

Weil Svenja die Insel noch besser kennt als wir, gibt sie das Führungsfahrzeug. Nur ganz kurz erinnern wir uns - in den Helm grinsend - an so manche Irrfahrt im vorigen Jahr. Ob sie ihr Navi-Profil "Mad Motocross-Driver On A Stolen Motorbike Giving A Shit For Any Rules" mittlerweile geändert hat? Nicht jeder Weg, der für federleichte 250er Enduros geeignet ist, fühlt sich mit unseren Transalps vertrauenswürdig an.

Zügig schwingen wir zahlreiche Kurven durchs Unterholz, durch blumengeschmückte Dörfchen und vorbei an Schloss Liselund. Das Lustschloß des stürmisch verliebten Jet-Set-Pärchens aus dem 18. Jhdt. haben wir auf einer früheren Reise schon besichtigt. Schau, da rechts das bronzezeitliche Hügelgrab, eines von vielen auf Møn! Links die Alpaka-Herde, die so wie immer überrascht guckt, wenn wir vorbeibollern!

Gemächlich geht es in feinen Schwüngen bergauf und bergab in den Westen der Insel. Møn ist so klein, dass man von manchen Stellen auf allen Seiten das Meer sieht! Vielleicht ein Grund, warum wir uns hier so wohlfühlen? Diese "hyggelige" Überschaubarkeit der Dinge.

Nur 20.000 Menschen leben hier, die Polizei aus Kopenhagen hält jeden Monat eine kurze Sprechstunde im Gemeindehaus. Das reicht für die hiesigen Bedürfnisse. Unglaublich, oder? Grausige und unheimliche Morde auf Møn gehören ins Reich der Thriller-Phantasien, sind aber dennoch eine echte Lese-Empfehlung!

Ein wenig später haben wir das Urwäldchen bei Ulvshale hinter uns gelassen und stehen wartend an der Ampel am Deich. Auf das winzige Eiland Nyord führt nur eine einspurige Brücke! Als die Ampel auf "Grün" springt, tuckert Svenja voran über den schmalen Steg.

Kaum haben wir das Festland von Nyord erreicht, lässt Angelika den Motor ihrer Honda aufbrüllen, überholt Didi und ihre Freundin und jagt in gestrecktem Galopp über die Ebene der Salzwiesen ins Dörfchen. Hoffentlich erfahren die Kopenhagener "Politi" nie davon, denn diese wilde Fahrt über das Marschland ist auch Tradition. Nicht klug, nicht mal vernünftig, aber so will es das Gesetz.

Die drei Motorräder stehen jetzt schön aufgereiht am Parkplatz vor dem Dorf. Nyord Sogn ist Fußgängerzone! Die knapp 30 Einwohner legen Wert auf Abgeschiedenheit und Ruhe. Ersteres ist wegen der Touristen nicht immer gesichert, aber das Dorf ist klein und im Grunde wunderbar ereignislos. Wir kommen jedes Jahr hierher und so auch diesmal!

In trauter Dreisamkeit spazieren wir die alten Häuserzeilen hinunter Richtung Hafen. Wir erinnern uns an das tolle Mittagessen im Bauernhof da drüben. Schauen wir mal, wo wir heute was finden? Der Hafen ist winzig und es tümpeln nur einige kleine Boote in der "Stege Bucht". Hier herrscht vollkommene Stille. Nyord Sogn, ein Dorf am Rande der Geschichte.

Als wir zurückspazieren, entdecken wir ein neues Café! Ein dänisches Pärchen hat sich in der Rente einen Traum erfüllt und ein winziges Lokal eröffnet. Es gibt mehr Blumenschmuck als Holzsessel, die rundherum im Garten verstreut stehen. Wir bestellen an der Theke dick belegte Brötchen und Kaffee, die vom charmanten Chef sogleich serviert werden.

Nur Augenblicke später hocken wir an einer grob gezimmerten Holzbank in der Sonne und mampfen die saftigen Sandwiches. Wir sind glücklich und genießen einfach das Sein. Wenn man ganz Dänemark auf ein kleines Plätzchen zusammendampft, kommt Nyord dabei heraus. Dänemark im Miniatur-Format! Man sollte die Hamburger mit ihrem "Wunderland" mal darauf hinweisen.

Viel später fahren wir nach Møn zurück. Voriges Jahr war der legendäre Motorradtausch! Svenja durfte Angelikas druckfrische Transalp Probe fahren und Angelika kam die Ehre zu, "Greeny, das Ackermofa" über die Insel zu scheuchen. War für beide ein eindrucksvolles Erlebnis zwischen 22 und 92 PS! Heuer lassen wir das aus. Wir haben noch etwas vor!

In der Inselhauptstadt Stege kurvt Svenja routiniert zur Fleischabteilung des "Superbrugsen", der sich seit neuestem "Coop" nennt. Wir folgen unauffällig. Manchmal sind es die kleinen Dinge, die eine Freundschaft ausmachen. Wie das gemeinsame lustvolle Schlendern durch einen Mega-Supermarkt und das Diskutieren über ausgewählte Köstlichkeiten! Wie sagt das polnische Sprichwort? "Wenn man Gäste hat, soll der Tisch reich aussehen." Oh ja, das wird er!

Doch davor wollen wir noch zu den Eismachern auf Møn. Die "Ismejeri" in Råbylille stellt selbst köstlichstes Gefrorenes her und einen Hofladen haben sie auch! Auf Møn ist nichts weit entfernt und so bollern wir zielsicher nach kurzer Zeit über die Zufahrt in den Hof.

Während Svenja kopfüber in der Kühltruhe verschwindet, um Steaks für ihre Bornholm-Reise zu kaufen, warten Didi und Angelika schon ungeduldig an der Eistheke auf ihre Portionen. Svenja mag kein Eis, aber für Pieps muss sie natürlich eine kleine Kugel kaufen!

Die schwarz-weiß gefleckten Kühe schauen uns von ihrer Weide aus zu. Sie produzieren die Milch für die leckere dänische Kærgården-Butter. Die Meierei ist ein schöner und sehr entspannter Ort. Ein Fixpunkt auf unseren Reisen nach Møn!

Die Rückfahrt ist so entspannt, wie sie sein kann und schon bald sind wir wieder beim Campingplatz. 

Jetzt schnell ins Bequemzeug schlüpfen und den Tisch decken. Um 17:15 kann die Tafelrunde beginnen! "Die Magie eines gemeinsamen Essens liegt nicht nur im Essen selbst, sondern auch in den Gesprächen, dem Lachen und den Augenblicken, die wir teilen." Die Naturmacher haben die Bedeutung dieses Rituals wunderbar beschrieben, das es so lange wie uns Menschen gibt...

Erst spät in der Nacht wird Svenja zu ihrem Zelt tapsen, den berühmten Dark Sky verfluchen und wir werden in aller Stille den wunderbaren Tag beenden. Møn, mon amour!

Tageskilometer: 70 km

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Wunderbar...!

Gerade bin ich ganz hingerissen. Da habt ihr euch selbst übertroffen in eurer Erzählung von Møn. So liebevoll erzählt und viele schöne Bilder, die man gerne anschaut. Besonders das mit Greeny als Sechszylinder...
Drück euch.
Svenja

Tour de Nyord

Einfach schön, so entspannt & typisch dänisch. Schön, wieder von Euch zu lesen. ;-)

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zuletzt aktualisiert am 22.3.2025