Waaas?! Es ist schon 12:00 Mittag? Ganz verdattert schälen wir uns aus der weichen Bettwäsche unserer hübschen Innenkabine. Wir sollten aufstehen! Nach nur 7 Stunden Schlaf begeben wir uns etwas zerknittert ins winzige Kabinenbadezimmer und reparieren, was man mit Bordmitteln reparieren kann. Jetzt aber schnell mal raus! Sind wir schon unterwegs Richtung Helsinki? Beim Einschlafen um 5:00 lagen wir noch fest verankert in der Bucht von Travemünde...
Alles ist gut! Wir sind schon auf hoher See, als wir motiviert auf Deck 11 stiefeln. Dort haben wir schon das "Star Café" entdeckt - gleich beim Ausgang aufs Freideck. Wie praktisch! Angelika holt sich zum Kaffee ein enormes Krabbenbrötchen, bevor wir uns noch ein paar "Ohrfeigen" holen. Wir finden es nicht teuer an Bord: Brötchen mit Shrimps kosten zuhause mehr als 8.-!
Wir sitzen am Freideck und schauen aufs Meer. Es hat sonnige 10°C und auf den windgeschützten Plätzen ist es richtig angenehm! Was für eine ungewöhnliche Situation für uns: 29 Stunden dauert diese kleine Kreuzfahrt und wir werden eine zweite Nacht an Bord schlafen. Das hatten wir noch nie! Ach Apropos! Wann haben wir eigentlich abgelegt? Wie viele Stunden Verspätung haben wir jetzt?
Der nette Typ hinter der Kaffeemaschine weiß, dass wir erst um 8:00 Travemünde verlassen haben. Aber hallo! Das ist nach finnischer Zeitrechnung 5 Stunden später als geplant! Wir schauen uns an. Schaffen wir morgen eine schöne erste Tagestour, wenn wir so verspätet anlegen? Es sind doch fast 300 km bis Pori und wir wollen uns nicht beeilen müssen oder den netten Vermieter auf uns warten lassen!
Beim dritten Kaffee wirft Angelika Googlemaps an und checkt alternative Unterkünfte, die näher an Helsinki liegen. Wir könnten den Track etwas verkürzen, oder? Wir rechnen und gucken in die Karte. Wenn wir nun erst am Nachmittag in Helsinki anlegen, dann müssten wir uns hetzen, damit wir bis 20:00 in Pori sind...
Angelikas Recherchen werden jäh vom Aus ihres Handy-Guthabens unterbrochen. Wie das?! Wir haben doch mächtig Guthaben draufgeladen? Sie muss nun 7.- für eine Stunde Bord-WLAN berappen, um nachzuschauen, was da passiert ist. Oh nein! Der Anfängerfehler! Für die paar Minuten im Netz wurden 48.- berechnet! Roaming gilt an Bord nicht, das wissen wir doch längst! Doch ihre Laune verdunkelt sich nur kurz. Was solls! Wir werden morgen checken, wie wir den ersten Fahrtag gestalten. Kommt auf die Ankunftszeit an!
Mit Kaffee, Bier, Orangensaft und Fazer-Keksen ist es Nachmittag geworden. Wir sitzen wieder am Freideck und schauen aufs Meer. Der Sturm ist nun stärker geworden und wir suchen einen windgeschützten Platz. Wir haben bereits zweimal die Fähre durchwandert und alles besichtigt. Die "Finnlady" ist ein schönes Schiff! Nicht zu groß, nicht zu klein, ein kleiner Wellnessbereich, ein Restaurant, eine Bar, ein Café und ein kleiner Shop für Zeug aller Art. Genau richtig, um sich schnell und gut zurechtzufinden.
Was könnten wir nun unternehmen? In die Sauna wollen wir nicht. Dazu werden wir in Finnland sicher noch Gelegenheit haben. Aber war da nicht ein hübscher Massagesalon vorne an der Ecke? Nur einen Wimpernschlag später hat Angelika für jeden eine Rückenmassage (á 35.-) gebucht. Dazu hat sie unsere Kabinennummer "9032" fein säuberlich in die Liste geschrieben, die dort hängt. Das wird klasse! Heute ist schon unser 5. Reisetag, da kann man schon mal eine Massage nehmen! Jetzt kommt auch Didi wieder zurückgeeilt. Er hat uns inzwischen in das legendäre All-u-can-eat-Buffet eingebucht! Um 18:30 fängt es an!
Wir fühlen uns belebt und erholt, als wir nach der exzellenten Massagebehandlung frisch geduscht zum Restaurant "Mare Balticum" schreiten. Wir haben uns einen Fensterplatz gewünscht und nun führt man uns zum Sitzbereich der LKW-Fahrer. Klasse! Das mögen wir! Diese Typen sind oft lustiger, gechillter und unterhaltsamer als gestresste Urlauberfamilien mit Kleinkindern!
Wir werfen unsere Jacken auf den Sitz und eilen zum Buffet. Oh, das ist aber toll! Meterlang schlängeln sich die vollbeladenen Tische durch den Saal, geteilt in verschiedene Bereiche für Kalt, Warm und Süß. Wir sind begeistert! Das Buffet ist nicht so absurd überladen wie jenes der "Color Line" zwischen Kiel und Oslo, aber trotzdem viel zu pompös, um alles zu kosten.
Bereits mit der ersten Fuhre, die wir zu unserem Tisch balancieren, haben wir den Preis von 40.- pP herinnen. Bergeweise Köstlichkeiten aus Fisch und Meeresfrüchten, garniert mit etwas Rentierfleisch, einem besonders leckeren Kartoffelschmarrn und Beilagen. Angelika drapiert - man soll ja viel Gemüse essen! - noch ein Stück Brokkoli an den Tellerrand und Didi begräbt alles unter einem Hügel Reis. Einen phantasievoll bestückten Dessertteller jonglieren wir auch noch geschickt zu unserem Platz. Dann müssen wir nicht so oft aufstehen!
Natürlich wird es eine grenzenlose Völlerei, denn dazu gibt es doch diese Buffets! Wir essen einfach alles durcheinander und spülen mit Wein, Karhu-Bier, Limos und Kaffee nach; Getränke sind seit einigen Jahren erstaunlicherweise im Preis inbegriffen!
Um 20:00 endet der Zauber und wir latschen erschöpft wieder zu unserem Lieblingsplatz am Freideck, nicht ohne von der "Bar Navigare" noch zwei Cocktails mitzunehmen. Wir nippen müde an dem leckeren Getränk und schauen hinaus aufs Meer. Es ist kalt geworden, 4°C sind für unsere dünnen Jacken und den 30. Mai grenzwertig. Aber sag, bist du auch schon so müde? Es muss die Seeluft sein, denn wir sind plötzlich vollkommen erledigt. Um 22:00, für uns ungewöhnlich früh, stiefeln wir in unsere kleine Kabine.
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Gute Nacht, Ostsee!